Die Thrive Philosophie
Vom Ironman-Triathleten zum Ernährungsberater und Erfinder veganer Rezepte.

„Mit jedem Bissen Nahrung verleiben wir uns ein Stück Umwelt ein.“




Die Thrive-Diät kann als eine der nachhaltigsten und sanftesten Ernährungsweisen in unserem Jahrhundert gelten. Die damit verbundene Philosophie beruft sich unter anderem auf sogenannte „high net gain nutrition“. Doch was ist eigentlich darunter  zu verstehen?

Die von Brendan Brazier entwickelte Idee besteht darin, dass es verschiedene kalorienhaltige Nahrungsmittel und Ernährungsweisen gibt. So verbraucht der Körper bei stark kalorienhaltigem Essen, wie Pasta, Weizenbrot oder Fastfood besonders viel Energie, um die wichtigen Nährstoffe aus der raffinierten und künstlich veränderten Nahrung herauszufiltern und für den Körper zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Grund gibt der Profisportler einer Ernährung mit natürlichen Kohlenhydraten, bestehend aus Obst, ballaststoffreichem Gemüse, Hülsenfrüchten, Samen und Pseudogetreide den Vorzug und verzichtet auf unnatürlich verarbeitete und umgeformte Kohlenhydrate, wie sie in Brot und Nudeln zu finden sind.

Größerer Energiegewinn durch energieärmere Nahrungsmittel –  kann das funktionieren?

Die  von  Brendan Brazier  als  ernährungsdicht  bezeichneten  Nahrungsmittel, besitzen  in  der  Summe weniger Kalorien – sie „kosten“ den Körper bei der Umwandlung und Verdauung aber auch weniger.

Kurz gesagt: natürliche Nährstoffe haben weniger Energie, verbrauchen im Körper bei der Um- und Zersetzung aber weniger, als bei der Aufnahme von schweren, veränderten und raffinierten Nährstoffen. Das Resultat ist ein größerer Energiegewinn. Das heißt, die erlangte Kraft ist eine andere, da sie nicht künstlich zugeführt wird bzw. der Körper sich nicht bereits bei der Arbeit mit angereicherten Kohlenhydraten verausgaben muss.

Brazier sagt hierzu:

„Wir erhalten mehr verwertbare Energie durch die Aufnahme von einfachen, unveränderten Nahrungsmitteln in ihrem natürlichen Zustand, selbst wenn diese weniger Kalorien enthalten als raffinierte angereicherte Lebensmittel.“ Bei der Thrive-Diät geht es laut ihrem Erfinder nicht um schnelles Abnehmen, sondern vielmehr um eine langfristige Ernährungsumstellung.

Als Beispiel führt der Kanadier an, wie er besonders zu Beginn dieser Umstellung bemerkte, wie schnell er sich zwischen sportlichen Übungen erholte, indem er sich regelmäßig von natürlichen, vorwiegend basischen Nahrungsmitteln, wie z.B. organisch dunklem Obst und Gemüse, viel Blattsalat und grünem Tee, ernährte. Brazier konzentriert sich somit auf eine leicht verdauliche Nahrung, die zugleich einen erhöhten Anteil an Spurenelementen (high net gain foods) aufweist. Mit der Folge einer schnellen physischen Regeneration, einer größeren Zellgesundheit, der Reduzierung von Krankheitsrisiken und einem verschönerten Hautbild.

Lieber basisch als sauer

Einer der Grundbausteine der Thrive-Philosophie ist die Ernährung durch basische statt saure Nahrungsmittel. Der Hochleistungssportler legt den Fokus hierbei besonders auf den pH-Wert im Körper. Durch Stress, Diäten und eine falsche Ernährung kann der Körper übersäuern, wodurch wiederrum Krankheiten, wie Nierensteine, Knochenverlust, ein Mangel an Wachstumshormonen und dadurch bedingt ein verstärkter Fettanbau beim Menschen hervorgerufen werden können.

Brendan Brazier gibt zu bedenken, dass nicht nur eine falsche oder ungesunde Ernährung den pH-Wert senkt, sondern häufig auch Arzneimittel, künstlicher Süßstoff sowie Vitamin- und Mineraltabletten die Ursache sind.

Neben dem Rückgang an Wachstumshormonen und dem damit verbundenen Ansatz von Fett im Körper, der ein generelles gesundheitliches Problem in Nordamerika darstellt, ist der gesenkte  pH-Wert  auch  verantwortlich,   für  die  Entstehung  von  sogenannten   „freien Radikalen“ in den Zellen, die wiederum das Altern der Organe beschleunigen.

Um gegen diese Prozesse vorzugehen, verweist der Profisportler auf basische Nahrungsmittel. So sind Mineralstoffe zu einem hohen Grade basisch. Aus diesem Grund sollte die Ernährung verstärkt aus Lebens- und Nahrungsmitteln bestehen, die Spurenelemente (auch sogenannte Mikronährstoffe) von Mineralien enthalten, wie z.B. grüne Blattsalate. Generell heben chlorophyllhaltige Nahrungsmittel den pH-Wert an. Denn das Chlorophyll hilft bei der Beseitigung der Toxine im Körper und ist zugleich an der Entstehung roter Blutkörperchen beteiligt, die besonders im Bereich des Sports für mehr Ausdauer und Fitness sorgen.

Das biologische Erbe und dessen Überwindung

In der Thrive-Philosophie wird auf zwei Arten von Energie verwiesen: die durch Ernährung gewonnene Stärke und die durch Stimulantien erzeugte Kraft. Doch was geschieht bei einem Energiegewinn durch stimulierende Substanzen, wie Coffein, Zucker, Süßungsmittel und Nikotin?

Sich über diese, für den Organismus sehr aufregenden, Stoffe zu ernähren, ist laut Brazier mit dem Einkaufen mit einer Kreditkarte zu vergleichen. So erscheint es einfach, auf Pump viel Energie zu erhalten, die aber irgendwann vollständig zurückgezahlt werden muss, denn der eigentliche Nährboden bzw. die Basis für diese Art der Ausgabe ist gar nicht vorhanden. Der Mensch zahlt nicht gleich, sondern später und versetzt seinem Körper somit ständig einen kleinen Push, für den eigentlich keine Grundlage vorhanden ist.

Brendan   Brazier   appelliert   aus   diesem   Grund   mit   aller   Entschlossenheit   an   einen Energieerhalt, nicht durch täglich zugeführte Stimulantien, sondern eine gesunde Ernährung auf der Basis ernährungsdichter  (nutrition-dense food) Nahrungsmittel, wie er sie in seinen Rezepten in „Vegan in Topform“ präsentiert.

Andernfalls kann es zu einer verstärkten Bildung des Hormons Cortisol kommen, welches, wenn es zu viel im Körper vorhanden ist, als Stresshormon wirkt. Die Folgen von Stress sind uns allen bekannt und können von Schlafbeschwerden, über starke Hungerschübe, mentaler Labilität und Motivationslosigkeit, bis hin zu Krebserkrankungen führen. Aber Brendan Brazier macht Hoffnung: „Bis zu 40 Prozent Stress lassen sich bei einem Durchschnittsmenschen unserer Gesellschaft mit der Thrive-Diät abbauen. Der Körper wird vollständig rekalibriert.“

Je direkter, desto gesünder –  keine „veränderten“ Nahrungsmittel

Direkt von der Pflanze in den Magen! Oder: je direkter und unverfälschter der Weg, desto mehr kann der Körper damit anfangen – so lautet Braziers Philosophie. Durch eine chlorophyllhaltige, basische Ernährung, können Stresshormone reduziert und damit verbundene Krankheiten vermieden werden. Darüber hinaus kann gegen die Sucht von bestimmten Stimulantien, wie Coffein und Nikotin vorgegangen werden. Ein Hauptziel der Thrive-Diät ist somit die Überwindung der menschlichen Abhängigkeit von Stimulantien.

Der Kampf gegen die Allergien

Jeder dritte Deutsche leidet unter allergischen Reaktionen. Die Thrive-Philosophie schlägt vor, auf bekannte Produkte, die häufig Allergien verursachende Substanzen und Nahrungsmittel enthalten, wie Mais, Gluten, Milchprodukte und Soja, bewusst zu verzichten.

So war Brazier früher der Ansicht, unter starkem Heuschnupfen zu leiden. Nach mehreren Versuchen, fand er jedoch heraus, dass er eine Sensibilität gegen Maiszucker entwickelt hatte, den er über tägliche Energy-Drinks zu sich nahm. Erst durch die Unverträglichkeit von Maiszucker entstand die andere Allergie, der Heuschnupfen. Laut Brazier leiden nicht alle Menschen zwangsläufig an einer Allergie, sondern reagieren sehr sensibel auf bestimmte Substanzen in Nahrungsmitteln. Erst dadurch entstehen die tatsächlichen Allergien. Um dies zu vermeiden schlägt die Thrive-Idee vor:

  • Zuerst einmal auf alle bekannten, Allergien und Unverträglichkeiten hervorrufende
  • Produkte, wie  Weizen, Mais, Gluten, Soja, Milcherzeugnisse zu verzichten.
  • Indem man zehn Tage konsequent auf ein bestimmtes dieser Produkte verzichtet, kann man körperliche Reaktionen darauf isolieren und testen. Bleiben die allergischen Symptome aus, ist davon auszugehen, dass das entsprechende Mittel die Ursache ist. Durch eine gezielte Diät bzw. das Weglassen dieses Produkts kann eine Allergie gesteuert oder eingegrenzt werden.
  • Allein  auf  die  genannten  Produkte  zu  verzichten,  reicht  jedoch  nicht  aus,  da  für beinahe alle Fertigprodukte Soja, Mais und Gluten zum Strecken verwendet werden. Der eigentliche Nährwert dieser Produkte wird somit verfälscht.
  • Ziel ist es, raffinierte, aufbereitete,  angereicherte Ernährungszusätze  und  Produkte wegzulassen, zugunsten von leichten, verdauungsfördernden, ernährungsdichten Nahrungsmitteln, die mit Mikronährstoffen angereichert sind, wie z.B. Hülsenfrüchte, Obst und Blattgemüse.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Grundidee der Thrive-Philosophie darin besteht, so wenig wie möglich in die Verdauung und das Aufspalten der Nahrungsbestandteile zu investieren, bei einem maximalen Energieerwerb.